Geschichtlicher Hintergrund - Kerzen ziehen und tauchen

Vor schätzungsweise 5000 Jahren erfanden Menschen im Orient die Kerze. Der Docht bestand damals aus in Talg getauchtem Stroh, Hanf oder Schilfrohr. Das Wachs stammte von Pflanzen und Insekten. Die Römer entwickelten diese einfachen Kerzen weiter, sodass ihre niedrigen Wachskerzen ohne lästiges Rußen und üblen Geruch in geschlossenen Räumen brennen konnten.
Im Mittelalter kristallisierten sich hierzulande zwei Arten von Kerzen heraus:
Die feinen, kaum rußenden Bienenwachskerzen fanden fast ausschließlich in der Kirche Verwendung. Im Zwettler Stadtarchiv finden sich Aufzeichnungen, wonach das sogenannte "Abrinnwachs" sorgfältig gesammelt und dem hiesigen Lebzelter und Wachszieher übergeben wurde, um neue Kerzen daraus zu fertigen.
Viel preisgünstiger waren dagegen "Unschlittkerzen", die aus Rinder-, Hammel- oder Ziegentalg gefertigt wurden. Beim Abbrennen entwickelten diesen Kerzen aus tierischen Fetten starken Geruch und rußten sehr. Daher waren sie nur für den Gebrauch im Haushalt und in der Werkstatt bestimmt.
Der Docht bestand meist aus einem Kienspan, der in Talg getränkt wurde. Bei diesen Kerzen musste der Docht regelmäßig „geputzt“ werden. Dieses Kürzen des Dochtes verhinderte übermäßiges Rußen und Tropfen. Im Museumsdepot finden sich „Lichtputzscheren“.