EU-Kulturerbe-Siegel für Stift Zwettl

Veröffentlichungsdatum12.04.2024Lesedauer4 Minuten
Mehrere Personen in der Bibliothek des Stiftes Zwettl

Freuen sich in Stift Zwettl über die Auszeichnung mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel: Stiftsarchivar Dr. Andreas Gamerith, Abt Johannes Maria Szypulski OCist, Tourismusstadträtin KommR Anne Blauensteiner, MA und Zwettler Stadtarchivarin Elisabeth Moll, MBA.

Die Entscheidung der Europäischen Kommission ist gefallen: Die Bewerbung von 17 Zisterziensischen Klosterlandschaften aus fünf europäischen Ländern, Cisterscapes connecting Europe, wurde mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet. Unter ihnen ist – als erst vierte österreichische ausgezeichnete Stätte – das Stift Zwettl.

Die Zisterziensischen Kulturlandschaften tragen offiziell das Europäische Kulturerbe-Siegel. Damit wird ihre Schlüsselrolle in der europäischen Geschichte und Kultur gewürdigt, teilte die EU-Kommission am Donnerstag mit. 17 Zisterziensische Klosterlandschaften in fünf europäischen Ländern sind unter dem Titel „Cisterscapes connecting Europe“ miteinander verbunden. Unter ihnen ist auch das Zisterzienserstift Zwettl. Der Landkreis Bamberg in Deutschland hatte für das Siegel alle 17 Klosterlandschaften für das Europäische Kulturerbe-Siegel (EKS) eingereicht. Das Siegel selbst wurde am 17. April in Antwerpen (Belgien) überreicht. 

Bereits seit 2019 setzen Cisterscapes connecting Europe länderübergreifende Maßnahmen um, die die ehemaligen Zisterzienserlandschaften mit ihren einzigartigen Natur- und Kulturschätzen erfahrbar machen. Der Zisterzienserorden steht seit seiner Gründung im Jahr 1098 für einen effizient agierenden Verbund, der sich in ganz Europa verbreitete und dessen Spuren noch heute in den Landschaften zu finden sind. Cisterscapes belebt dieses erfolgreiche Netzwerk neu. So verbindet der 6.400 km lange Fernwanderweg „Weg der Zisterzienser“ alle Klöster der Stätte miteinander. 

Jahrhundertealte Spuren der Mönche

Abt Johannes Maria Szypulski OCist sagt zur Verleihung des EKS: „Seit Jahrhunderten hinterlassen die Mönche des Zisterzienserordens ihre Spuren in ganz Europa. Mit ihren Klöstern, aber auch in den Landschaften, die diese Klöster umgeben. Die Verleihung des Europäischen Kulturerbe-Siegels würdigt diese Leistung und unsere Tradition, sie bestärkt uns aber auch, diese Welt weiterhin positiv zu gestalten.“ 

Stift und Stadtgemeinde Zwettl sind ein wichtiger Projektpartner, erklärt Stiftsarchivar Dr. Andreas Gamerith, denn: „Mit der Umritt-Darstellung in der sogenannten Bärenhaut (Gründungsbuch des Stiftes Zwettl, Anfang 14. Jh.) verfügt Zwettl über die älteste Darstellung einer Zisterziensischen Klosterlandschaft. Zusätzlich sind rund um Zwettl zahlreiche Elemente der historischen Klosterlandschaft sehr gut erhalten.“ 

Perle im Waldviertel erlebbar gemacht

Die Umritt-Darstellung in der BärenhautDie Umritt-Darstellung in der Bärenhaut (Anfang 14. Jh.) ist die älteste Abbildung der Zwettler Klosterlandschaft.Auch Bürgermeister LAbg. ÖkR Franz Mold und Tourismusstadträtin KommR Anne Blauensteiner, MA, freuen sich über das Siegel: „Das Europäische Kulturerbe-Siegel ist eine Auszeichnung, die für alle in der Region Nutzen bringen kann - für Kulturschaffende und Bildungseinrichtungen, ebenso wie für den Tourismus und die Landwirtschaft. Wir freuen uns und sind stolz, dass diese Perle im Waldviertel für ganz Europa sichtbar gemacht wurde und haben im Vorfeld bereits zahlreiche strategische Partnerschaften geschlossen, um gemeinsam die Bedeutung der nun ‚ausgezeichneten‘ zisterziensischen Kulturlandschaft im Waldviertel für alle erlebbar zu machen.“ 

Maßgeblich am Projekt beteiligt ist auch die Zwettler Stadtarchivarin Elisabeth Moll, MBA: „Das Projekt Cisterscapes – Cistercian Landscapes Connecting Europe – bot die einzigartige Gelegenheit, den historischen Wirkraum des Klosters zu erforschen. Durch dieses Projekt rückten Stadt und Stift Zwettl näher zusammen und vertieften ihre Kooperationen anfangs seitens ihrer Archive, in weiterer Folge auch im Tourismus und Kulturbereich. Mit den anderen Cisterscapes Partnerstätten wurde ebenfalls über die Jahre ein dichtes Netzwerk aufgebaut, das nun mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel eine großartige Auszeichnung erhält.“

Bezirkshauptmann Dr. Markus Peham streicht die besondere Bedeutung der Auszeichnung für die Stadtgemeinde und das Stift Zwettl aber auch für den ganzen Bezirk und darüber hinaus hervor: "Als Bezirkshauptmann betrachte ich hier insbesondere den verbindenden Aspekt, es sind ja Zisterzienserstifte mehrerer Länder beteiligt, und damit die Bedeutung eines gemeinsamen Europas als herausragend. Gerade in herausfordernden Zeiten ist dies ein schönes Beispiel dafür, wie das Gemeinsame vor das Trennende gestellt werden kann. Persönlich freue ich mich zudem, als leidenschaftlicher Wanderer und Pilger, den Weitwanderweg auch bald selbst gehen zu können."

Besucherzentrum im Alten Rathaus geplant

Nach der Verleihung des EKS müssen in allen Klosterlandschaften Aktivitäten gesetzt werden, um den EKS-Status bei Einheimischen und Gästen bekannt zu machen und die Stätten mit ihrem (touristischen) Wert zu verbessern. So auch in Zwettl und Stift Zwettl: Im Zwettler Alten Rathaus soll ein Besucherzentrum entstehen, in dem Einheimische und Gäste viel Interessantes über diese einzigartige Kulturlandschaft erfahren. Ab 1. Mai wird im Rahmen der Führungen im Stift Zwettl auch die Sonderausstellung „Cisterscapes – die Zwettler Klosterlandschaft als europäisches Kulturerbe“ täglich um 15.00 Uhr gezeigt. Mit geführten, auch grenzüberschreitenden Rad- und Wanderausflügen, museumspädagogischen Aktionen und Workshops sowie einem vielfältigen Kulturprogramm wird die Zisterziensische Klosterlandschaft mit allen Sinnen erlebbar. 

Auch bauliche Maßnahmen sind geplant, um das Besuchserlebnis noch weiter zu verbessern: Die Tragekonstruktion der Fußgänger- und Radbrücke beim Stift Zwettl wird ebenso wie die Brücke bei der Gschwendtmühle erneuert. Der Englische Garten mit dem Wanderweg „Gloriette Steig“ soll revitalisiert werden, der Abteihof neu gestaltet und der Paradiesgarten im Kreuzgang wird geöffnet. 

eine Gruppe von Menschen, die ein Banner haltenGruppenfoto in Antwerpen vor der Siegelverleihung mit Vertretern aus allen 17 Klosterlandschaften auf fünf europäischen Ländern.


Die Europäische Union wählt alle zwei Jahre europäische Kulturdenkmale, Kulturlandschaften, kulturelle Stätten und Gedenkstätten für das Europäische Kulturerbe-Siegel (EKS) aus. Alle Siegelstätten leisten einen wichtigen Beitrag zur europäischen Geschichte und Identität. Die Europäische Kommission bestätigt mit dem Siegel die bedeutende Rolle der Zisterzienser für die Genese Europas und erkennt im modernen Cisterscapes-Netzwerk eine herausragende Initiative mit zukunftsweisendem Potential. Durch die Auszeichnung mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel erfahren die ländlich geprägten Räume der Cisterscapes eine außergewöhnliche internationale Anerkennung als Kulturstätten.

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