Etwa 2 km von der Stadt Zwettl entfernt befindet sich an einer
Schleife des Kampflusses das Zisterzienserstift Zwettl.
In diesem, 1138 von Hadmar von Kuenring gegründeten Kloster, ist das älteste Kapitelhaus Österreichs, ein Raum aus dem 12. Jahrhundert, dessen Gewölbe von einer einzigen Steinsäule getragen wird, das romanische Dormitorium (Schlafgemach der Mönche aus 1159) und das Necessarium, eine romanische Latrinenanlage, zu sehen. Der Kreuzgang entstand im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts, sein Prunkstück ist das sechseckige Brunnenhaus. Die Kunstkammer des Stiftes birgt einmalige Schätze, wie das „Zwettler Kreuz“, ein romanisches Reliquienkreuz aus 1180, einen elfenbeinernen Abtstab aus dem 11. Jahrhundert, die französische Elfenbeinmadonna aus 1258 und das „Agneskreuz“ aus dem 14. Jahrhundert.
Die gotische Stiftskirche Maria Himmelfahrt umgibt ein aus dem 14. Jahrhundert stammender Kapellenkranz. In einer dieser Kapellen steht der berühmte Flügelaltar mit Tafelbildern aus dem Leben des heiligen Bernhard aus dem 15. Jahrhundert. Es ist ein Werk von Jörg Breu dem Älteren. Der prunkvolle Hochaltar der dreischiffigen Stiftskirche wurde in der Barockzeit nach einem Entwurf von Josef Munggenast errichtet.
Auf der Westempore der Stiftskirche befindet sich ein Juwel des Klosters, die 1728 bis 1731 errichtete Orgel von Johann Ignaz Egedacher aus Passau. Dieses Instrument stand im Mittelpunkt des von 1984 bis 2008 alljährlich veranstalteten „Internationalen Orgelfestes Stift Zwettl“. Wegen der Innenrenovierung der Stiftskirche wurden in den Jahren 2009 – 2013 die Konzerte in der nun erstmals für Besucher zugänglichen wunderschönen Barockbibliothek abgehalten. Seit 2014 finden die „Internationalen Konzerttage Stift Zwettl“ jedes Jahr im Juni und Juli sowohl in der Klosterkirche als auch in der Bibliothek statt.
Im Scriptorium des Klosters waren schon im 12. Jahrhundert rund 100 bedeutende Handschriften entstanden, die „Zwettler Bärenhaut“ von 1311, das Stifterbuch von Zwettl, ist wohl die bekannteste von ihnen.
Der große Vierkant-Abteihof wurde unter Abt Melchior Zaunagg 1726 nach Plänen von Josef Munggenast barockisiert.
Die in unmittelbarer Nähe der Stiftsgebäude befindliche romanische Steinbrücke über den Kampfluss stammt aus dem 12. Jahrhundert. Sie wurde 1998 vollständig renoviert.
Stift Zwettl zählt zu den wenigen Klöstern in Österreich, die seit ihrer Gründung ohne jedwede Unterbrechung bestehen und damit mehr als acht Jahrhunderte als Bollwerk des christlichen Glaubens, als kulturelles Zentrum und auch als regionaler Wirtschaftsfaktor das Leben in der Region prägen.
Details zu Besichtigungen des Stiftes und Führungen für Einzelgäste und Gruppen