Alljährlich würdigen die NÖ-Stadtmauerstädte ihre Geschichte und laden zum gemeinsamen Erlebnistag ein. „Fast ein Kilometer Stadtmauer ist in Zwettl erhalten“,
informiert Stadträtin Anne Blauensteiner stolz in ihren Begrüßungsworten. „Elf
Städte in Niederösterreich haben sich bereits vor über 20 Jahren zu einem Verein
zusammengeschlossen mit dem Ziel, diese besonderen Städte und deren Zauber zu
bewahren und zu erhalten.“
„Gebäude erzählen Geschichten“
Die Stadtgemeinde
Zwettl organisierte für den Aktionstag in Zwettl eine Gratis-Stadtführung mit
dem beliebten Stadtführerduo Christl & Helmut. In gewohnter Weise gestalteten
die beiden einen kurzweiligen und spannenden Rundgang unter dem Motto „Gebäude
erzählen Geschichten“ – eine Serie, die bereits im Vorjahr gestartet wurde.
Über 100 interessierte Teilnehmer erfuhren Spannendes zur bewegten Geschichte des Hauses Landstraße Nr. 13, das von den Zwettlern auch liebevoll – nach den letzten Geschäftsbetreibern eines Friseursalons – „Schmoll-Haus“ genannt wird. Dieses Renaissance-Bürgerhaus zählt zu den am besten erhaltenen Giebelhäusern der Stadt. „Bemerkenswert sind der aus dem 16. Jahrhundert stammende Erker und der hohe Volutengiebel, die Toreinfahrt ziert ein spätgotisches Spitzbogenportal“, erläutert Christl Mayerhofer die ansprechende und denkmalgeschützte Fassade. Viele Generationen war das Haus im Besitz der Familie Beydi, die auch einen Bürgermeister stellte. Von 1723 bis in das frühe 20. Jahrhundert beherbergte es das Lebzelter- und Wachsziehergewerbe, der Ofen ist bis heute erhalten. Begeistert zeigten sich die zahlreichen Besucher bei der Besichtigung auch vom idyllischen Garten mit einem Rosenspalier und Obstbäumen mitten in der Stadt, der bis zur Stadtmauer reicht. Auch ein sogenanntes Wiekhaus befindet sich am Grundstück, es diente im Rahmen der Stadtbefestigung zur Beobachtung und Verteidigung.
Bildergalerie: Aktionstag der NÖ-Stadtmauerstädte
In weiterer Folge führte der Rundgang über den Zwettlfluss zur Heumühle, welche ursprünglich zur Propstei und der Kuenringerburg gehörte. Eng verwoben mit der Heumühle ist daher auch die Geschichte mit Probst Zenonian, den einen Dispens (lt. Kirchenrecht eine hoheitliche Ausnahmebewilligung) zum Heiraten erhielt und letzten Endes sechs Kinder hatte. Die Mühle brannte leider zur Gänze ab, heute erinnern die bestehenden Wohngebäude an das Mühlengewerbe. Der letzte Stopp erfolgte auf der Promenade bzw. nahe der ehemaligen Wichtlmühle. Persönlichkeiten wie Müllermeister Alois Wichtl prägten die Entwicklung der Stadt Zwettl mit ihrem besonderen Engagement. Wichtl war einer von drei Geschäftsleuten, die die Zwettler Elektrizitäts-Genossenschaft (Z.E.G.) gegründet haben, um die Straßen der Stadt
beleuchten und elektrische Maschinen betreiben zu können. „Die Zwettler hatten
schon vor den Wienern elektrisches Licht “, erzählt Stadtführer Helmut Hahn in
einer seiner launigen Geschichten mit einem Schmunzeln.
Zurück beim Alten Rathaus in der Zwettler Innenstadt bedankte sich Stadträtin Anne Blauensteiner herzlich für das große Interesse. Alle Teilnehmer erhielten – passend zum Thema Lebzelter und Müller – als kleines Dankeschön ein Lebkuchenherz von der Bio-Bäckerei Hölzl.